Über den Ersten Weltkrieg und ein Schlachtenpanorama (Ausstellung)


Die von Elke Keiper kuratierte Ausstellung in der Städtischen Galerie Waldkraiburg fragt nach den Bildern, die den Ersten Weltkrieg bis heute begleiten. Sie wurde in Form eines freien Essays entwickelt und vermischt historische Materialien, u.a. aus den Beständen des Melton Prior Insituts mit zeitgenössischen Sichtweisen auf das Thema. Unter anderem zeigt sie eine umfangreiche Reportageserie bestehend aus 19 Goauchen, die den Alltag in einem deutschen Schützengraben in Flandern beschreiben, dazu Propagandafotografien eines Kriegs-Dioramas von 1914/16 zu den weltweiten Kriegsschauplätzen und kriegsverherrlichende Zigarettenbildchen.

Monogrammist R.D., aus: 1/134 in Westflandern, 1914/16 (MePri-Coll.)

Ergänzt durch zahlreiche Originalobjekte aus den ersten Kriegsjahren,die mit Motiven bedruckt sind, stehen sie für die öffentlich verbreiteten Kriegsdarstellungen jener Jahre. Als Gegenposition wird eines der wenigen zeitgenössischen pazifistischen Bildwerke von 1916 vorgestellt -die damals in Zürich verlegte, jedoch sofort nach ihrem Erscheinen von allen kriegführenden Nationen verbotene Grafikmappe Der Krieg von Willibald Krain.


Willibald Krain, Die Kabinette, Bl. 1 aus: Der Krieg, Zürich 1916 (MePri-Coll.)

Chris Dreier und Andreas Seltzer reflektieren heutige Erinnerungskultur am Beispiel der touristischen Aufbereitung des ehemaligen Kriegsschauplatzes Verdun. Aktuelle Werbeprospekte und Souvenirs aus Verdun sowie ausgewählte, meist literarische, historische Textstellen werden mit den persönlichen Untersuchungen der Beiden kombiniert und zu einer Gesamtinstallation zusammengefügt. Während Chris Dreyer in ihren Lochkamerafotografien die vernarbte Landschaft des Grabenkriegs untersucht, zeigt Andreas Seltzer Zeichnungen, in denen er der zwiespältigen Faszination des Unterweltlichen nachspürt. So entstehen „Terrainsondierungen, die den verdeckten Schrecken unter der dünnen Vegetationsschicht Ausdruck zugeben suchen“.


Chris Dreier, CampM ZEMENT, Lochkamerafotografie, 2009

Andreas Seltzer, Zeichnung aus der Serie „Verdun“, 2009/10

Patricia Bucher und Stefan Heller nehmen sich dem Themenkomplex jeweils im erweiterten Sinne an. Während Stefan Heller, der in seinem animierten Film Vogelmen Diaries den Zusammenhang zwischen Geld, Macht und Krieg berührt, unter Verwendung von Materialien aus dem Melton Prior Institut, separiert Patricia Bucher unterschiedlichste Kriegsdarstellungen aus der Kunstgeschichte und führt diese in einem eigenen „Schlachtenpanorama“ neu zusammen.

Städtische Galerie Waldkraiburg, 26.09. – 16. 11. 2014