Im Zeitschriftenarchiv Horst Moser, München befinden sich einige Beispiel früher Ausgaben des Satiremagazins “Karagöz”, die Zeugnis ablegen von der hohen graphischen Qualität der osmanischen Karikatur zu Beginn des 20. Jhds. Die Anziehungskraft und Popularität von Karikaturmagazinen hält auch heute noch in der türkischen Gesellschaft unvermindert an.Die beiden Protagonisten der 1908, nach der Wiedereinführung der Verfassung und der Aufhebung eines jahrzehntelangen Karikaturverbots im osmanischen Reich gegründeten Satirezeitschrift sind dem traditionellen osmanischen Schattentheater entlehnt: Der tölpelhafte und draufgängerische Karagöz (Schwarzauge) und sein Kumpel, der gebildete und besonnene Hacivad. Abbildungen: Horst Moser/ Übersetzungen: Kinay Olcaytu
Drei Beamte: “Mein verehrter Pascha…Wir wünschen Ihnen ein langes Leben…. Sie haben jedem von uns sehr viel Freude bereitet. Jedoch sind wir suspendiert worden, was würden sie uns weiterhin raten?” Pascha: “Meine Aufgabe ist es Posten zu vergeben..”
Karagoez: “Sieh mal Hacivad, was für ein großes Glück: Die Leute, deren Schuhe auf dem Gehweg kleben bleiben, lassen ihre Schuhe stehen und gehen weg. Im Juli wird es bald 30° Hitze geben und wir werden durch die im Asphalt klebenden Schuhe reich werden.”
H.: “Wer wird diese großen roten Peperonis an der Brücke kaufen wollen?” K.: “Das ist meine letzte Möglichkeit, um mit dem Geschimpfe der Brückenbeamten fertig zu werden.” (Sprichwort: einem schimpfenden Menschen Peperoni auf die Lippen schmieren.)
H.: “Was ist hier los? Die Leute klettern übereinander, unten verkeilen sich die Schleppkähne.” K.: “Diese Brücke nennt man die Brücke der Langsamkeit. Sie haben erstmal aufwändig den oberen Teil gebaut und für unten hatten sie kaum Geld mehr.”
“Bisher ist man auf dem Schiff seekrank geworden. Jetzt wird man auf dem Schiffsanleger seekrank. Aber das ist gar nicht schlecht. Wir haben uns damit arrangiert, denn hier kann man Zitronen verkaufen.” (Anm. Zitronen sollen gegen den Brechreiz schützen.