David Friedmann. Pressezeichner (1893-1980), (Ausstellung)


Mit der Eröffnung einer Ausstellung in der Berliner Philharmonie und der Neuerscheinung einer kleinen monographischen Publikation zum pressegraphischen Werk von David Friedmann gilt es die Wiederentdeckung eines wichtigen Reportagezeichners der Weimarer Zeit zu feiern. David Friedmann war ein Schüler von Lovis Corinth, der im Berlin der zwanziger Jahre mit spätimpressionistischen Malereien reüssiert hatte. Mit der nationalsozialistischen  Machtergreifung 1933 fand seine künstlerische Karriere ein abruptes Ende. Der jüdische Künstler floh mit seiner Familie nach Prag und wurde von dort aus zuerst ins Ghetto von Lodz und schließlich nach Auschwitz deportiert. Nahezu das gesamte malerische und graphische Werk Friedmanns aus der Berliner Zeit ist von der Gestapo vernichtet worden.

Als hervorragendem Porträtisten war es Friedmann ab 1924 gelungen, sich neben bekannten “Kopfjägern” wie Fred Dolbin und Emil Stumpp  als einer der profiliertesten Pressezeichner der Zeit zu etablieren. Vor allem für die “BZ am Mittag”, die im Berliner Ullstein-Verlag erschien, fertigte er Hunderte von Schnellporträts an. In  Zusammenarbeit mit Friedmanns Tochter Miriam Friedman Morris ist es dem Berliner Kunsthistoriker Detlef Lorenz gelungen, die raren Spuren, die sich von Friedmanns vergessener Wirksamkeit erhalten haben, ausfindig zu machen.

In der Ausstellung, die am geschichtsträchtigen 8. November 2008, dem siebzigsten Jahrestag der Reichskristallnacht um 18 Uhr in  der Konzerthalle der Berliner Philharmonie eröffnet wird, ist eine Reihe von dreißig Porträts berühmter jüdischer Mitglieder des Berliner Orchesters zu sehen, die später alle das gemeinsame Emigrantenschicksal teilten. Die Porträts fanden sich in reproduzierter Form in den Ausgaben der Programmzeitschrift “Der Deutsche Rundfunk”. Die Ausstellung ist bis zum 3.1.2009 zu sehen.

Die  kürzlich  im Verlag Hentrich & Hentrich  erschienene Publikation von Detlef Lorenz zum pressegraphischen Werk Friedmanns zeigt ein breiteres Spektrum seiner Porträtzeichnungen, darunter die Konterfeis von Arnold Schönberg, Ernst Toller und Curt Bois.

Einige interessante Links auf das Werk von Friedmann:

> Friedmanns Biographie mit Bildbeispielen

> Friedmanns Ghetto-Zeichnungen und Auschwitz-Bilder

> Lost Art Internet Database

Neu: Ein film über die Ausstellung “GIVING MUSIC A FACE – David Friedmann’s Lost Musician Portraits from the 1920’s”, die im Februar 2012 im Duetschen Huas in New York stattfand.