Der letzte Mann. (Atak, recommended by Susanne Weiß)


Die von Georg Barber aka ATAK kuratierte Ausstellung trägt den hübschen Untertitel “Die künstlerische Auseinandersetzung mit dem Militärischen in der deutschen Volks- und Laienkunst”. Barber legte dafür eine eigene Sammlung von Artefakten an, die bis ins 18. Jahrhundert reichen, jedoch einen Schwerpunkt in der Zeit des Ersten und Zweiten Weltkriegs haben.

Hans Bohrdt: Der letzte Mann (Ansichtskarte/Reproduktion, Gemälde seit 1916 verschollen)

Das Spektrum seiner Analyse und der gezeigten Arbeiten erstreckt sich dabei von militärischen Hobbymodellen über Feldpostkarten bis hin zu Kunst von Soldaten und Kriegsgefangenen und schließt die visuelle Aufarbeitung traumatischer Kriegserlebnisse ein. In der weiteren Auseinandersetzung wird auch die Wechselbeziehung zwischen Artefakten privaten Ursprungs und der offiziellen propagandistischen Kriegsmalerei untersucht. Neben den historischen Objekten sind in der Ausstellung auch Arbeiten und Beiträge von ATAK sowie den Künstlern 44Flavours, Robert Deutsch, Moritz Götze, Heino Jaeger, Tal R und Josef Wittlich zu sehen, die sich ebenfalls mit dem Thema auseinandersetzen.

ATAK: Der letzte Mann, 2017 (Foto: Marie Schuster, Marlen Kaufmann)

Titelgebend für die Schau ist das verschollene Propaganda-Bild Der letzte Mann des deutschen Marinemalers Hans Bohrdt (1857–1945), das im Ersten Weltkrieg als Postkartendruck in hoher Auflage verbreitet wurde. Die Illustration eines Matrosen, der als Letzter mit wehender Fahne im Seegefecht des 8. Dezembers 1914 vor den Falklandinseln untergeht, wurde zu einer nationalen Ikone stilisiert und auch später noch häufig von Laien kopiert. In der Ausstellung sind einige dieser Kopien zu sehen. Während des Ersten Weltkriegs entstanden in Abwandlung einer bürgerlichen Tradition aber auch massenhaft Anfertigungen von Erinnerungsbildern gefallener Frontsoldaten für das Wohnzimmer der Familie, die nun ebenfalls Eingang in die Schau finden. Neben dem Aufspüren von solchen, damals populären Bildthemen fragt ATAK als Künstler, wo die künstlerische Kreativität in der Laienkunst beginnt und welche Rolle sie in einem solchen Zusammenhang spielt. Die von ihm ausgewählten Werke und Artefakte verweisen darauf, dass Kriegstraumata auch mittels Modellbau, selbst gefertigten Alltagsobjekten oder Spielzeug von Kriegsgefangenen verarbeitet wurden.


Albert Karl Liesegang, La Guerre, 1919 (Foto: Marie Schuster, Marlen Kaufmann)

13. April bis 7. Mai 2017 in der Burg Galerie im Volkspark, Halle